Neue Möglichkeiten zur Behandlung von Metastasen im Gehirn
Hippocampus schonende Ganzhirnbestrahlung mit integrierten Boost bei multiplen Metastasen des Gehirns
Etwa jeder Zehnte Mensch mit Krebs wird im Laufe der Erkrankung mit der Diagnose Hirnmetastasen konfrontiert.
Dabei hat der Tumor ins Blut gestreut und über diesen Weg Tochtergeschwülste im Gehirn abgesiedelt.
Während bei einzelnen oder wenigen Herden im Gehirn mittels Operation oder einer hochpräzisen stereotaktischen Bestrahlung behandelt werden kann, steht diese Option bei Befall mit zahlreichen Metastasen nicht zur Verfügung.
Abhilfe in diesen Fällen verschafft vor Allem die Bestrahlung des gesamten Gehirnes, in einzelnen Fällen auch der Einsatz von Immuntherapien.
Zu den Hauptbeschwerden nach Bestrahlung des ganzen Gehirnes zählt vor Allem die Konzentrationsstörung und Müdigkeit. Viele Patienten berichten das sie sich benommen oder wie in „Watte gepackt“ fühlen.
Ein weiterer Beschwerdegrund ist auch der Verlust von Haaren und damit die gelegentlich unangenehme Kenntlichmachung der eigenen Erkrankung gegenüber den Mitmenschen.
Eine Methode einer besser verträglichen und gleichzeitig besser wirkenden Behandlung ist die Hippocampus schonende Bestrahlung des gesamten Gehirnes (s. Abb.1)
Der Hippocampus ist eine Region des Gehirnes die für die Konzentration bzw. Gedächtnisleistung zuständig ist. (s. Abb. 1… 2 dunkelblaue Regionen im Zentrum des Gehirnes) Ein wesentlicher Punkt bei dieser Behandlung ist, dass diese Region von Metastasen verschont bleibt und deshalb der Schutz zulässig ist.
Erreicht wird diese Schonung durch die Anwendung einer speziellen Bestrahlungstechnik, genannt VMAT oder rapid arc. Hierfür wird eine spezielle Software in Kombination mit einem entsprechend ausgerüsteten Bestrahlungsgerät (Linearbeschleuniger) benötigt.
Ein weiterer Vorteil ist, dass bei einzelnen Metastasen die größer sind und sich bei einer einfachen Ganzhirnbestrahlung voraussichtlich nur zum Teil verkleinern würden, zeitgleich mit einer höher wirksamen Dosis behandelt werden kann.
Bei diesem therapeutischen Kniff spricht man von einem simultanen integrierten Boost – kurz „SIB“ genannt. (s. Abb.1 … roter Bereich)
Zuletzt besteht bei sorgfältiger Anwendung der Methode auch die Möglichkeit den Bereich der Kopfhaut ebenfalls zu schonen und dadurch das Risiko für Haarverlust zu mindern. Ausnahmen bestehen vor Allem bei Stellen nahe der Kopfhaut die auf Grund einer größeren Metastase mit einer höher wirksamen Dosis behandelt werden müssen.
Abb. 1 Dosisverteilung im Gehirn (grün.. normale Dosis im Gehirn, blau.. niedrigere Dosis im Hippocampus, rot… höher wirksame Dosis in einzelner Metastase)
Quelle: https://ro-journal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13014-019-1255-7
Autor: Dr. David Kuczer, Facharzt für Radioonkologie und Strahlentherapie
Kooperationspartner für die Behandlung: Amethyst Radiotherapy Wien im Cancer Center der Wiener Privatklinik